LHIND auf der IT-Trans 2024

Zukunft der Mobilität im öffentlichen Raum: „Die Digitalisierung ist alternativlos“

Der öffentliche Nahverkehr ist ein Schlüsselfaktor für die umweltfreundliche Mobilitätswende. Damit sie erfolgreich gelingt, ist der Einsatz von neuen Technologien unabdingbar. Sie machen es wesentlich einfacher und effizienter, auf die Kunden zuzugehen und die notwendige Infrastruktur bereitzustellen.

Norderstedt, 31. Mai 2024 - Im Interview erläutert André Jacobs, Business Director Public Transport bei Lufthansa Industry Solutions (LHIND), wie die Digitalisierung die Mobilitätswende unterstützen kann.

Wie war die Stimmung auf der IT-Trans?

Wir waren begeistert. Es waren sehr viele Besucher vor Ort, sowohl national als auch international. Die Resonanz und das Interesse an Informationen, insbesondere zu digitalen Technologien wie Künstliche Intelligenz und Chatbots, waren sehr groß. Es zeigte sich, dass die Zukunft der Mobilität im öffentlichen Raum digital, multimodal und klimafreundlicher sein wird. Obwohl wir von dieser Vision noch ein gutes Stück entfernt sind, befinden wir uns auf einem sehr guten Weg.

Wichtig war auch der internationale Austausch. Hier gibt es noch viel Potenzial. Wir können viel von anderen Ländern lernen, nicht nur in Bezug auf Technologien, sondern auch hinsichtlich Lösungen und Ansätze. Beispielsweise gibt es in Städten wie Paris oder London klar definierte Zonen und Vertriebssysteme, alles innerhalb dieser Zone ist einheitlich geregelt. Solche Systeme kennen wir in Deutschland nicht, weil wir eine sehr vielfältige Landschaft haben: über 400 verschiedene Verkehrsbetriebe und Verkehrsverbünde, jeder mit eigenem Tarif, eigenen Landesgrenzen und eigenen Zonen. Hier liegen die großen Barrieren, die es zu überwinden gilt, um den Fahrgästen den Zugang zu vereinfachen und effizienter zu gestalten.

Ziehen hier öffentliche und private Verkehrsunternehmen an einem Strang?

Gerade auf der IT-Trans wurde verstärkt diskutiert, wie private Verkehrsunternehmen mit öffentlichen Verkehrsunternehmen gebündelt und effektiver gemacht werden können. Dies ist ein Wunsch sowohl der Politik als auch der Bevölkerung, die eine engere und intensivere Zusammenarbeit wünschen. Natürlich treffen hierbei zwei verschiedene Unternehmenskulturen aufeinander. Ich glaube, dass die große Herausforderung darin besteht, mehr Effizienz und Effektivität in dieser Zusammenarbeit zu erreichen, damit sich der Kunde überall frei bewegen kann.

Der ÖPNV steht vor der Aufgabe, die Twin-Transformation zu gestalten, also den Wandel hin zu nachhaltiger, digitalisierter Mobilität. Ist beides gleichzeitig zu schaffen?

Die Gestaltung und Umsetzung von Mobilität und Digitalisierung ist vor allem aus budgetären Gründen für viele Betriebe eine große Herausforderung. Aber ohne Investitionen in moderne Technologien ist die Verkehrswende nicht zu bewältigen – die Digitalisierung ist alternativlos.

 

Wir sehen es als unsere Aufgabe an, mit zukunftsorientierten Lösungen die Welt im Bereich der Digitalisierung besser zu gestalten.

André Jacobs
Business Director Public Transport bei LHIND

Hier ist das Beispiel Deutschlandtickt ein kleiner Schritt, um die Tariflandschaft einfacher zu gestalten und dem Kunden mehr Freiraum und Flexibilität beim Reisen zu ermöglichen. Die Verkehrsbetriebe müssen wirtschaftlich sein. Dies gelingt nicht nur durch den Ticketverkauf. Zusätzliche Leistungen und Lösungen sind notwendig, um Kunden zu binden und das Verkehrsgebiet attraktiv zu gestalten. Beispiele sind die Integration von Bike- und Carsharing an Bahnhöfen und Flughäfen sowie die Einführung weiterer digitaler Services. Ein weiterer Schritt ist die Kombination von ÖPNV-Fahrscheinen mit Eintrittskarten für Museen oder anderen Attraktionen, damit der Kunde nicht mehrere Apps und Services buchen muss, sondern alles gebündelt hat.

Ein weiteres Problem, das auch uns als IT-Dienstleister betrifft, ist der Mangel an Ressourcen und Fachkräften. Wir suchen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitenden, um die Digitalisierung und die damit verbundenen Projekte umzusetzen. Viele Unternehmen suchen daher bereits auf dem internationalen Markt nach Fachkräften.

Kann hierbei die Künstliche Intelligenz (KI) helfen?

KI kann definitiv dazu beitragen, den Fachkräftemangel teilweise abzufangen und die Mitarbeitenden zu entlasten. Sie ermöglicht die Optimierung von Aufgaben und Prozessen und dient als unterstützendes Werkzeug, das Menschen dabei hilft, ihre täglichen Aufgaben effizienter zu bewältigen und Ressourcen sinnvoller einzusetzen.

Zukunftsweisend ist der Einsatz von autonomen Fahrzeugen in der Personenbeförderung auf Teilstrecken. Obwohl es noch einige Zeit dauern wird, bis diese Technik im Stadtverkehr eingesetzt werden kann, ist die KI ist mittlerweile so genau und vielseitig geworden, dass der breitflächige und sichere Einsatz näher gerückt ist.

Gibt es Beispiele für den Einsatz von KI in die betriebliche Praxis?

Wir bieten verschiedene Lösungen an, insbesondere Chatbots für Beschwerdemanagement, First- und Second-Level-Support sowie schnelle und effiziente Antworten auf Kundenanfragen. Auch in der Vertragsverwaltung oder der Abonnementverfolgung bieten sich großartige Möglichkeiten, den Dialog mit dem Kunden aufrechtzuerhalten.

Fast schon ein Klassiker ist die Auswertung von Daten und Statistiken. Dies ermöglicht es, schnell auf Ereignisse wie Fußballspiele oder Konzerte zu reagieren und beispielsweise zusätzliche Züge oder Waggons bereitzustellen. Außerdem helfe Prognosedaten, auf unvorhergesehene Ereignisse wie Unfälle oder Staus besser zu reagieren.

Ein weiteres Beispiel ist die Auswertung von Kundenbewertungen. Kunden eines Verkehrsbetriebs können über QR-Codes in Zügen und U-Bahnen Feedback geben, das mithilfe von KI analysiert und als Dashboard dem Management bereitgestellt wird. Diese Daten unterstützen schnelle Marketing- und Vertriebsaktionen.

Wie können wir als IT-Dienstleister die Verkehrsbetriebe bei der Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen unterstützen?

Wir können IT-Lösungen zur Verfügung stellen, die es wesentlich einfacher und effizienter machen, auf die Kunden zuzugehen und die notwendige Infrastruktur bereitzustellen. Wir sehen es als unsere Aufgabe und Pflicht an, mit zukunftsorientierten Lösungen die Welt im Bereich der Digitalisierung besser zu gestalten.

Über Lufthansa Industry Solutions

Lufthansa Industry Solutions ist ein Dienstleistungsunternehmen für IT-Beratung und Systemintegration. Die Lufthansa-Tochter unterstützt ihre Kunden bei der digitalen Transformation ihrer Unternehmen. Die Kundenbasis umfasst sowohl Gesellschaften innerhalb des Lufthansa Konzerns als auch mehr als 300 Unternehmen in unterschiedlichen Branchen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Norderstedt beschäftigt über 2.500 Mitarbeitende an mehreren Niederlassungen in Deutschland, Albanien, der Schweiz und den USA.