Norderstedt, 22. Februar 2018 – Christian H. Graszt ist als CIO verantwortlich für die IT-Strategie und den operativen IT- und TK-Betrieb bei der Knüppel Verpackung GmbH & Co. KG. Der studierte Jurist moderiert auf den Hamburger IT-Strategietagen den Anwender-Roundtable von Lufthansa Industry Solutions zum Thema „Digitale Transformation und Unternehmenskultur: Change or die?“
Wir haben bei Christian Graszt nachgefragt, was sich in den Unternehmen durch die digitale Transformation verändert.
Herr Graszt, als CIO haben Sie einen guten Einblick in die deutsche Unternehmenswelt. Was verändert sich in den Betrieben durch die digitale Transformation?
Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Aktuell habe ich eher das Gefühl, dass nur wenige Unternehmen wirklich konkret etwas mit dem Begriff „digitale Transformation“ anfangen (können). Klar, es gibt überall diverse Projekte, aber ein nicht unerheblicher Teil von Aktivitäten scheint eher hektisch „irgendwie“ digitalisieren zu wollen. Dabei wird dann zu wenig betrachtet wo und auf welche Weise Digitalisierung das bestehend Geschäft wirklich voranbringen kann. Auch kommt der quasi umgekehrte Fall vor: Es existieren bahnbrechende neue Ideen, denen aber in letzter Konsequenz nicht gefolgt wird, weil sie zu disruptiv scheinen, obwohl die exorbitantes Potential haben. Es gibt also sehr viel Initiative und Energie, aber leider nicht immer effizient umgesetzt.
Wie radikal müssen die Veränderungen sein?
Das kommt auf den jeweiligen Fall an. Es gibt Fälle, in denen digitale Ergänzungen genau die fehlende Zutat sind, die zu echten Entwicklungssprüngen führen (MP3, GPS, Bluetooth). In anderen Fällen, insbesondere wenn als Ziel explosionsartiges Wachstum gewünscht ist, kommt man mit „Änderungen“ im eigentlichen Sinne nicht aus. Dafür müssen Produkt- und Lösungsansätze mit allen Konsequenzen neu gedacht werden. Und ein solcher „echter disruptive“ Ansatz entspricht eher einem „Destroy and Create“ mit allen seinen sehr harten Folgen (Uber, Air-BnB).
Können etablierte Unternehmen bei der Digitalisierung überhaupt mithalten? Startups sind schneller, ohne Ballast und besetzen mutig die neuen Felder.
Auf jeden Fall können sie das, wenn auch nicht ohne Anstrengungen und auf eine andere Art und Weise. Startups entstehen schnell und ohne Ballast, sterben aber genauso schnell oder bleiben mäßig erfolgreich. Jedenfalls schreiben nur die aller wenigsten Erfolgsgeschichten wie Amazon, Facebook oder Uber. Auch etablierte Unternehmen können, entsprechenden Mut vorausgesetzt, ähnlich agieren. Das funktioniert aber nur bei ähnlichen Startvoraussetzungen: Innovative Idee(n), Leute, die diese auch umsetzen können und wollen, Geld, das auch verbrannt werden kann und das Fehlen kurzfristigen Erfolgsdrucks. Der bei Startups immer gern bewunderte Zustand fehlenden Ballastes und schneller Prozesse lässt sich auch anders ausdrücken: Startups beginnen auf einem sehr geringen Niveau und haben schlicht nichts oder sehr wenig zu verlieren.
Lufthansa Industry Solutions ist ein Dienstleistungsunternehmen für IT-Beratung und Systemintegration. Die Lufthansa-Tochter unterstützt ihre Kunden bei der digitalen Transformation ihrer Unternehmen. Die Kundenbasis umfasst sowohl Gesellschaften innerhalb des Lufthansa Konzerns als auch mehr als 200 Unternehmen in unterschiedlichen Branchen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Norderstedt beschäftigt mehr als 1.400 Mitarbeiter an mehreren Niederlassungen in Deutschland, der Schweiz und den USA.