Die Blockchain-Technologie wird derzeit intensiv diskutiert. Denn zahlreiche Einsatzszenarien sind denkbar – vom sicheren Tracken wertvoller Güter bis zur Verifizierung von Originalteilen. Dr. Carsten Böhle, Technology Consultant bei Lufthansa Industry Solutions, erläutert, weshalb sich das Potenzial nur mit neuen Prozessen entfalten kann.
"Blockchain digitalisiert Vertrauen"
Weshalb wird der Blockchain-Technologie so viel Potenzial zugeschrieben?
Die Blockchain-Technologie bietet einen zentralen Vorteil: Sie erlaubt die Ablösung eines vertrauensvollen Dritten und kann die Funktion von Geldinstituten oder potenziell sogar von Dienstleistern mit per se schon digitalen Geschäftsmodellen wie Airbnb übernehmen. Das heißt: Die Blockchain digitalisiert Vertrauen. Denn sie ist im Grunde eine dezentrale Datenbank, die alle Einträge unwiderruflich und unveränderbar speichert. Das schafft Transparenz und dadurch Vertrauen, denn jeder Teilnehmer besitzt eine vollständige Kopie aller Einträge.
Welche konkreten Einsatzszenarien ergeben sich daraus?
Es sind zahlreiche Einsatzszenarien in unterschiedlichsten Branchen denkbar. In der Pharmaindustrie ließe sich durch eine Blockchain die Produktion von Medikamenten zurückverfolgen; damit wären Medikamentenfälschungen frühzeitiger erkennbar. In der Flugzeugwartung könnte Blockchain die Verwendung von Originalteilen verifizieren und in der Logistikbranche wäre der Weg von wertvollen Gütern wie Diamanten lückenlos nachvollziehbar. Darüber hinaus könnten über die Blockchain Frachtdokumente fälschungssicher und mit Zugriffsrechten versehen verwaltet werden. Alles in allem hat Blockchain in der Logistik immer dann das Potenzial, zentrale Plattformen abzulösen und organisationsübergreifende, vertrauenswürdige Workflows zu ermöglichen, wenn mehrere Akteure bei der Herstellung und dem Transport bestimmter Güter zusammenarbeiten.
"Blockchain ist nicht das Allheilmittel per se. Wir müssen jetzt gemeinsam mit den Unternehmen ihren produktiven Einsatz erproben, um zu lernen und Raum für innovative Prozessideen zu schaffen."
Dr. Carsten Böhle
Technology Consultant, Lufthansa Industry Solutions
Wie ist der aktuelle Status quo, gehen Unternehmen diese Projekte bereits aktiv an?
Bis die Blockchain-Technologie im Mainstream ankommt, wird es zwar noch fünf bis zehn Jahre dauern. Damit sich ihr Potenzial entfalten kann, ist es aber wichtig, die Technologie schon heute zu erproben. Aktuell versuchen viele Unternehmen noch, bestehende Prozesse eins zu eins auf die Blockchain zu übertragen. Doch jede Innovation kann ihr volles Potenzial erst dann entfalten, wenn man sie entsprechend nutzt. Elektromotoren erlauben höhere Produktivität als Dampfmaschinen, da sie räumliche Unabhängigkeit schaffen. ERP-Systeme führen zu mehr Produktivität in Unternehmen, da gleichzeitig eine Standardisierung und Abstimmung der Abläufe eintritt. Auf die Blockchain-Technologie übertragen, bedeutet das: Blockchain ist nicht das Allheilmittel per se. Wir müssen jetzt gemeinsam mit den Unternehmen ihren produktiven Einsatz erproben, um zu lernen und Raum für innovative Prozessideen zu schaffen. Dann werden die möglichen Einsatzszenarien auch schneller als gedacht Realität.
- Automatisierung von vertrauensvollen Mittelsmännern
- Herstellung von Transparenz und Konsens
- Unveränderlichkeit historischer Daten
- Sichtbarkeit in Echtzeit für alle Akteure
- Prozess- und organisationsübergreifendes Tracking
- Erschweren von Betrug und Manipulation
Der Blockchain-Canvas macht es möglich, Use Cases strukturiert abzubilden und zu analysieren. Er basiert auf unseren Erfahrungen aus zahlreichen Workshops und Hackathons und steht Ihnen frei zur Verfügung. Für Unterstützung bei der Erarbeitung oder Umsetzung sprechen Sie uns gerne an. Scrollen Sie einfach nach oben, dort finden Sie die Kontaktmöglichkeiten.